„Man sieht nur an den Rändern gut“
Das Rohmaterial dieser Malerei sind Bilder – Bilder der medialen oder physischen Welt: Abbildungen aus Zeitungen, Filmstills aus dem Internet oder Graphiken aus Lehrbüchern, öffentliches wie privates Bildmaterial. Gelegentlich verweisen Text- oder andere medienspezifische Fragmente auf die jeweilige Herkunft.
Die Arbeitsweise gleicht einem Verweilen und „Denken“ in diesem Material, dem Versuch, es nicht in Worte, Texte oder Bedeutungen zu übersetzen, einem Gewährenlassen bis es sich zum Konglomerat eines eigenen komplexen Bildes verdichtet hat.
Diese Bilder geben keine Antworten, wollen nichts bewirken und nicht einmal Fragen wollen sie aufwerfen. Der vermeintliche Inhalt tritt hinter seine Oberfläche zurück, verführt zu einer Art ‚“schwebender sinnlicher Wachheit“ und füllt sich mit unerwarteten Assoziationen.
Diese Malerei erkundet ihr Material, bevor sich Wertungen, Deutungen und Inhalte davorschieben; es ist eine arglose Beschäftigung mit Nebenschauplätzen. Sie findet ihr Forschungsgebiet an der Grenze des Beschreibbaren, im Unklaren, im verlockend Fremden.
Oft sind es nur Details dieser Abbildungen, die so stark vergrößert oder so unscharf dargestellt werden, dass ihre Herkunft sich nicht immer erschließt.
Es entstehen Abbildungen von Abbildungen, ein Widerschein des Scheins. Sie provozieren in ihrem Spiel von Schärfe und Unschärfe und in der Beschränkung auf einen Ausschnitt eigene Vorstellungen und Wahrnehmungserlebnisse, die durchaus in einem produktiven Widerspruch zu dem Ursprungsmotiv stehen können. So verschleiert die Unschärfe nicht: sie vermeidet das Fokussieren zugunsten eines fast unbeteiligten Blickes im Sinne der Erfahrung: „man sieht nur an den Rändern gut“.
Diese Bildebene wird häufig von einer zweiten überlagert, die entweder einen inhaltlichen Bezugspunkt aufnimmt oder auch einen rein malerischen oder farblichen Kontrapunkt setzt, indem die Ölfarbe pastos und scheinbar ohne das Motiv zu berücksichtigen über die darunter liegende glatt gemalte Bildebene aufgetragen wird. Die Ebenen werden miteinander verflochten und es entsteht, wenn es gelingt, in der Resonanz von Schein und Sein erfahrbare Malerei.